Künstlerin mit Statement gegen den Krieg
Nürnberger Nachrichten // 2022.03.19
„Russlands Überfall auf die Ukraine lag zwei Tage zurück, bei der Friedensdemonstration auf dem Kornmarkt schrien und weinten Redner auf der Bühne – da lief Bogi Nagy das Herz über. „Es musste raus, ich dachte, ich ersticke sonst, das war wie eine Explosion.“
Nach der Demo bat die Nürnberger Künstlerin Michael Ziegler, den Vorsitzenden der Karl-Bröger-Gesellschaft, um den Schlüssel für die Rote Galerie. Sie kennen einander, sie hatte dort eine Frühjahrsausstellung in Vorbereitung. Die warf sie über den Haufen. Noch am selben Abend bemalte Bogi Nagy die weißen Raufaser-Wände in dem kleinen Schauraum mit schwarzer Farbe. Normalerweise arbeitet sie knallbunt, macht Performances und Pop-Art mit Witz und Heimatbezug („Last Night The Schäufele Saved My Life“).
„Make Art Not War“ („Macht Kunst statt Krieg“) schrieb sie jetzt in akkuraten Lettern an die Wand, dazu ein Wortspiel mit „Peace Please“ („Frieden bitte“) und „War Is Hell“ („Krieg ist die Hölle“). Eine Nacht darauf folgten zwei stilisierte Porträts: der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als Superheld und der russische Präsident Wladimir Putin in der Pose eines NS-Kriegsverbrechers vor Gericht („Nürnberger Prozesse 2022“).
Danke aus Kiew
„Kunst ist mein Fenster. Man kann durch meine Kunst in meine Welt schauen“, sagt Nagy. Seit drei Wochen gilt das nun auch andersherum: Durchs Fenster kann man in dem Eckhaus an der Kobergerstraße auf Superman Selenskyj schauen; nachts ist er blau-gelb und Putin rot beleuchtet. Das bewegt auch viele Menschen positiv, „sie bleiben stehen, machen Fotos, schreiben Kommentare“. Eine Besucherin hat Nagy geschrieben: Sie habe das Selenskyj-Motiv einem Freund in Kiew geschickt. Der Freund habe sich bedankt und geantwortet, „dass es ihm die Kraft gibt, weiterzumachen“.“
Text: Isabel Lauer