Curt Nürnberg // 2021.10.21

SHIFT/WALLS: NACHTSCHICHT MIT BOGI NAGY

#Ausstellung, #Bogi Nagy, #Kunst, #Künstlerhaus, #shift/walls

Quelle https://www.curt.de/nbg/inhalt/artikel/14658/43/
Text: Ida Hinterholzinger

Bereits zum zweiten Mal findet Shift/Walls im Nürnberger Künstlerhaus statt. Sieben Künstler*innen aus den Disziplinen Graffiti, Installation, Malerei, Zeichnung, Musik und Videokunst dürfen für zwei Wochen einen Raum im Ausstellungsbereich des Künstlerhauses Nürnberg beziehen. Das Augenmerk liegt auf dem Austausch zwischen den Künstler*innen und dem Prozess ihrer Kunstwerke. Eine der Sieben ist Bogi Nagy. Bunt, kontrastreich und immer wieder anders. Bei Shift/Walls arbeitet sie mit lebensgroßen Gips-Figuren.

Es ist 04.11 Uhr morgens und im Künstlerhaus brennt noch Licht. Musik füllt die sonst recht stillen Räume. Zwischen goldenem Lametta, der Chaiselongue „Sissi“ und einer Diskokugel steht Bogi Nagy. Zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens ist ihre kreative Hochphase.
Sie bezeichnet sich selbst als Künstlerin based in Dürers City. In ihrem dunkelblauen Arbeitsanzug steht sie zwischen zwei lebensgroßen halb-fertigen Gipsfiguren. Auf dem Rücken des Anzugs steht in pinker Schrift „I am my own muse“. 


So oder so ähnlich kann man sich das vorstellen, wenn Bogi Nagy im Künstlerhaus ihr temporäres Atelier bespielt. Ihre Kunst ist dabei immer um sie herum. Immer grell, immer kontrastreich und immer explosiv.
Zwischen den anderen sechs Künstler*innen, die zu Shift/Walls 2021 eingeladen wurden, fällt Bogi mit ihrer Kunst, ihrer Erscheinung und dem ganzen Raum auf.


Denn hier ist nicht nur jeder Zentimeter durchdacht, sondern auch ein Teil ihres Kunstwerks. Selbst die schwarzen Kabel auf dem Boden hat sie zu Mustern gelegt und mit weißem Tape fixiert. Überall sieht man die Botschaften aus dem Motto der Ungarin: „Art is the answer“.
Der Raum ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Er zeigt was die Künstlerin in ihrem Alltag braucht: Die richtige Kleidung, Inspiration, Ruhepausen auf der Chaiselongue und in der Denk-Ecke neben der Palme „Franziska“ ein Notizbuch voll mit Skizzen.


Das alles ist wichtig für Bogi Nagy, um sich optimal auf ihre Arbeit zu fokussieren. Denn im letzten Bereich des großen Raums ist eine Ecke aus drei Kreisstücken geformt. Dort stehen die beiden lebensgroßen Gipsfiguren.
Die Künstlerin und Grafik Designerin ist mittlerweile vor allem bekannt durch ihre Pop Art-Illustrationen. Sie zeigen Dürer als Hipster und fränkische Superheld*innen. Aber Bogi will nicht nur bekannt sein als „Die Eine, die doch das mit Dürer macht“. Eigentlich will sie sich ständig neu erfinden und immer wieder etwas Anderes wagen: „Ich erneuere mich gerne, ich langweile mich sehr, sehr schnell. Ich finde, zu Kunst gehört auch, dass wir uns nicht ständig wiederholen und jeden Tag dasselbe machen.“ Denn sie macht noch viel mehr: Ölgemälde, Performance-Kunst und Videokunst. Im Zentrum ihres Projekts zu Shift/Walls 2021 steht für Bogi etwas ganz Anderes: Lebensgroße Frauenfiguren aus Gips.


Die Idee hinter den beiden Skulpturen entwickelte sie bereits vor dem Beginn des Projekts. In der Vorbereitung hat sie auch schon die Drahtgestelle gebaut.
Das endgültige Konzept für die Skulpturen verändert sich von Tag zu Tag. Heute plant Bogi Nagy ein magisches Viereck und eine Vergoldung auf den Figuren, morgen vielleicht schon ein großes Kleid mit langer Schleppe für die Frauen aus Gips. Was vielleicht ein wenig chaotisch klingt, ist für Bogi genau richtig: „Ich genieße den Prozess, von Tag zu Tag zu switchen und mit den anderen darüber zu sprechen und zu diskutieren.“
Der Austausch und die Zusammenarbeit beflügeln Bogi bei ihrer Arbeit. Auf ihrem Arbeitsanzug steht, dass sie selbst ihre eigene Muse ist. Aber auch die Kolleg*innen, Musik und starke Frauenfiguren sind immer wieder eine Inspiration. Vieles davon findet sie auch bei Shift/Walls 2021: „Das ist ein neues Format, das man ausprobieren sollte. Normalerweise arbeitet man immer mit Bekannten und Freunden zusammen, aber hier mit fremden Leuten – das ist schon toll.“, erklärt sie, während sie in ihrer Entspannungsecke sitzt.


Bis zum finalen Wochenende vom 22. – 24. Oktober ist eigentlich noch einiges zu tun. Aber wenn es bis zum Projektende nicht fertiggestellt ist, dann ist das auch nicht weiter schlimm. Schließlich geht es um den Prozess. Shift/Walls 2021 ist für Bogi Nagy eine kleine Challenge, in der sie für sich selbst herausfinden möchte, was in einem solchen Rahmen möglich ist. In ein paar Stunden ist Mitternacht, dann kann die Kunst-Pop-Prinzessin wieder richtig loslegen und ihre Projekte weiterentwickeln.

Finissage „Die Unsichtbare“ in der Bogi Nagy Galerie und Atelier
Schlehengasse 15 in Nürnberg am 21.-22.10. 18.30 – 22.00 Uhr
Live-Performance zu Shift/Walls 2021
im Künstlerhaus Nürnberg Fr 22.10/Sa 23.10 jeweils um 19.30 Uhr


Offenes Atelier bei Shift Walls 2021
Künstlerhaus in Nürnberg So 24.10 ab 16.00 Uhr
Instagram @boginagysworld und www.boginagy.com
 

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